Text: Ralf Ahlers
Das Velebitgebirge in Kroatien
war schon seit vielen Jahren das forcierte Ziel unserer kleinen aber
eingeschworenen Reisegruppe. Es scheiterte bislang immer nur an Kleinigkeiten.
Mal war es die fehlende Enduro von Thomas, dann war es die zur Verfügung
stehende Zeit von weniger als einer Woche, oder aber wir hatten zu dem
Zeitpunkt bereits andere Enduroziele ins Auge gefasst. 2010 sollte es aber
endlich losgehen! Das Velebitgebirge (und ein Teil Sloweniens)! Doch es kam
wieder anders als geplant, denn Thomas hatte noch keine Enduro, dafür aber eine
neue Küche und Frank, Oliver und meine Wenigkeit hatten große berufliche
Veränderungen durchzuboxen, was eine feste und verlässliche Urlaubsplanung
nahezu unmöglich machte.
Während Oliver und ich uns
mittlerweile ziemlich sicher waren und einen groben Termin ins Auge gefasst
hatten, war Frank unser diesjähriger Wackelkandidat. Sollte unser gemeinsamer
Urlaub das erste mal seit vielen Jahren zum Scheitern verurteilt sein? So kam
es wie es kommen musste … es wurde kompliziert, das gemeinsame Ziel wurde
ein anderes, nahm aber doch ein glückliches Ende.
- Thomas war von Anfang an (nach vorheriger
Ankündigung und auf eigenen Wunsch) raus aus der diesjährigen Tour.
Schließlich musste die neue Küche eingeweiht werden.
- Frank hatte leider keine volle Woche Urlaub
mehr zur Verfügung – wollte aber trotzdem dabei sein - und konnte deshalb
nur die Rückfahrt per Autoreisezug mit der Gemeinschaft zusichern.
Schwierig war es weil ein günstiger Bahntarif und ein gemeinsamer
Rückfahrttermin gefunden werden musste. Die Hinfahrt war nur möglich bis
nach München. Der Rest der Strecke (450 KM) musste dann auf eigener Rille
quer durch Österreich bis an den Zielort abgeritten werden.
- Oliver und ich haben den gebuchten Termin mit
der Bahn einmal verschoben damit zumindest drei Personen die gemeinsame
Rückfahrt antreten können.
- Eine Woche vor dem offiziellen Urlaubsstart im
August teilte uns Thomas per Mail mit das er doch mitkommt, aber vorher
seine „neue“ KTM erst noch auseinandernehmen möchte um sich mit der Maschine
anzufreunden… Die Buchung einer guten Zugverbindung war anscheinend
sekundär. Das mittlerweile aber auch keine Wunschverbindung mit der Bahn
zur Verfügung stand hat ihn nicht schockiert. So ist er, der Thomas.
Das Ergebnis:
- Oliver und ich fahren als erste die sechs Tage
durch das Velebitgebirge. Wir fahren mit dem Autozug von Hildesheim nach
Villach und dann weiter bis an die kroatische Küste. Nach den sechs Tagen
fahren wir von Kroatiens Südküste aus nordwärts bis nach Kobarid in
Slowenien (370 KM) um die Kumpels dort zu treffen.
- Frank kommt also fünf Tage später nach, fährt
aber von Berlin nach München und von dort nach Kobarid in Slowenien.
- Thomas kommt auch später nach, aber von
Hildesheim nach Lörrach und von dort bis nach Kobarid (750 KM) in
Slowenien - quer durch alle Alpenländer.
- In Kobarid ist dann das erste
Zusammentreffen für alle und unser Basiscamp für die nächsten drei Tage.
KROATIEN:
Die Fahrt mit dem Autozug
kostete Oli und mich von Hildesheim nach Villach im August 2010 ca. 180.- /
Strecke und war somit - zumindest für Motorradfahrer - konkurrenzlos
günstig. Die Ankunft war um 08:00 in Villach und dann folgten weitere 200
Kilometer Landstrasse und Autobahn bis nach Rijeka. Weitere 60 Kilometer waren
es dann von Rijeka bis zum Campingplatz nahe der Stadt Senj direkt am Meer. Wir
bezogen dort unser "Basislager" (Autocamp Ujca) und hatten von nun an
3 Tage Zeit die Berge Kroatiens Offroad zu "erfahren" bis wir
schließlich weiter in den Süden aufbrachen um in Seline (Autocamp Paron Sine)
ein weiteres Mal das Zelt aufzubauen und dort die Tour zu fahren, die uns an
die Original Schauplätze der vielen Winnetou Verfilmungen bringt (Maili -
Alan, Sveti Rok). Der letzte Tag, also der Rückweg nach Slowenien, führte uns von
unserem Basislager ein kleines Stück in südliche Richtung, um in Posedarje den
Einstieg auf die Insel Pag zu nehmen. Da wir sowieso nach Norden wollten war es
naheliegend nicht wieder die Küstenstrasse zu nehmen, sondern die parallel
verlaufende Insel näher zu erkunden. Was sich als gute Alternative
herausstellte. Die Strecke von unserem letzten Basislager bis zum gemeinsamen
Treffpunkt in Kobarid (Slowenien) betrug rund 370 Kilometer.
SLOWENIEN:
Der Rest der Truppe traf am
sechsten Tag gegen Abend auf dem Campingplatz ein um am folgenden Tag gemeinsam
ein paar Endurostrecken auszuprobieren, die wir vorher im Internet als ergiebig
recherchiert haben. Die Zeit war knapp, schließlich standen uns nur volle zwei
Tage zur Verfügung! Auf der Karte eingezeichnet waren: Der Stol, der Matajur
und die slowenisch- / italienische Grenzkammstrasse. Am dritten Tag sollte es
dann quer durch die Alpen bis zum Autoreisezug in Bozen gehen. Rückblickend
lässt sich feststellen das alle mal wieder den Arsch zusammengekiffen haben um
dieses Event möglich zu machen. Wir haben es auch im Jahr 2010 wieder einmal
geschafft eine Woche gemeinsam Motorrad zu fahren und den Fokus auf den
Offroadanteil zu legen soweit es denn streckentechnisch möglich war ... Ich
denke es hat sich für alle gelohnt.
Die nachfolgend gezeigten Karten sind - wie so häufig - ein Kompromiss zwischen "alles zeigen wollen" und einer gewissen Detailtreue mit entsprechendem Maßstab. Der Kompromiss erschließt sich dem Betrachter erst beim anklicken. Wenn dann noch Fragen auftauchen, bitte melden. Alternativ biete ich sie auch als Download auf meiner Seite an. Wer jedoch Wanderkarten in ausreichend großem Maßstab vor Ort erwirbt, der wird die kleinen Straßen ohne Probleme wiederfinden.
KROATIEN (VELEBIT):
Doch davon einmal abgesehen:
Man kann auch ohne eine langwierige Planung einfach in die Berge fahren und
sich Schotterstrecken aussuchen. Das hat auch in unseren Fällen einige Male
hervorragend geklappt. Nachteilig ist lediglich die Tatsache das man nicht weiß
wie lang die Tour wird und wo man tatsächlich "herauskommt". Wir sind
alle Touren in Kroatien sowohl mit GPS - Navigation, als auch mit Roadbook
gefahren. Kroatien ist als Enduroland noch weitestgehend unerschlossen.
Zumindest was vorgestellte Touren aus dem Internet angeht. Ob das ein Vorteil
ist muss jeder für sich selber ermessen. Die geringe Einwohnerdichte in den
Bergen und die oft nur geschotterten Verbindungswege im Hinterland finden sich
in Slowenien definitiv nicht. Insofern ist Kroatien - hier das Velebitgebirge -
einfach die bessere Wahl.
Unsere Vorgehensweise in diesem Jahr war dann wie folgt:
- Wir haben uns von einem Bekannten das erste
Mal ein GPS - Gerät ausgeliehen um zu prüfen ob ein solches Gerät für unsere
zukünftigen Touren eine Bereicherung wäre.
- Dann haben wir im Internet recherchiert und
nach Koordinaten für unser geplantes Zielgebiet gesucht. Besonders häufig
sind wir auf Koordinaten gestoßen die Mountainbiker in diversen Foren zur
Verfügung gestellt haben. Doch die sind zum einen wegen der Streckenlänge
und zum anderen wegen der gefahrenen Touren auf kleinsten Wegen nicht
wirklich auf Motorradfahrer übertragbar.
- Wir sind dann auf die Homepage von MD-Mot
gestoßen. Die Betreiber dieser Seite (anscheinend seit vielen Jahren
selbst begeisterte Endurofahrer) bieten Roadbooks, Kartenmaterial und GPS
- Daten für unser Zielgebit zum Verkauf an.
- Der Kontakt war schnell hergestellt. Das
entsprechende Material war nützlich, von guter Qualität und außerordentlich
schnell verfügbar! Alles in allem die richtige Wahl und mit kleinen
Einschränkungen eine weitere Empfehlung wert.
- Zu Hause haben wir das GPS - Gerät anhand der
verfügbaren Daten gefüttert und uns dann vor Ort auf die Suche gemacht.
Fazit:
- Der Urlaub hätte auch ohne GPS - Gerät viel
Spaß gemacht. Ich persönlich brauche für zukünftige Touren keinen GPS -
Empfänger. Der Einsatz eines solchen Gerätes ist sicherlich von Vorteil
und ohne Zweifel ein Sicherheitsplus, jedoch waren unsere Touren bislang
so organisiert das wir auch anhand von Kartenmaterial die richtigen Wege
gefunden haben. Und interessanterweise hatten wir mit unserem GPS oftmals
die gleichen Probleme wie vorher mit unserem Kartenmaterial. Denn ein GPS
- Gerät ist nur so gut wie die Anzahl und Genauigkeit seiner Trackdaten
und die im Gerät hinterlegt Karte. Und in unserem Fall entsprachen die
Daten nicht immer einer hohen Genauigkeit. Oft fehlten uns an
zweifelhaften Weggabelungen die entsprechenden Daten, so das wir hier
manches Mal nur mit dem integrierten Kompass arbeiten konnten. Und wer
häufig Offroad unterwegs ist der weiß das der scheinbare Straßenverlauf
nicht immer der Richtige ist ...
- Die Touren in Kroatien waren dennoch ein
Genuss. Das Wetter war phantastisch, die Landschaft und der
Schwierigkeitsgrad auch. Alle Strecken waren ohne Einschränkung
auch für schwere Enduros geeignet und animierten häufig zum puren und
unverfälschten Endurowandern.
- Viele Touren ließen sich verbinden und sorgten
somit immer für einen ganzen Tag Offroadspaß.
- Die längste Tour war fast 140 Kilometer lang,
wurde aber durch ein paar Abschnitte von "ordinärem", geteerten
Straßenbelag unterbrochen.
- Die letzte Tour im Süden in Richtung Mali Alan
war etwas anspruchsvoller, erfüllte unsere Erwartungen aber nur bedingt.
Landschaftlich war die Mali Alan - Höhe in jedem Fall einen Besuch wert.
Nach dem landschaftlichen Höhepunkt war aber urplötzlich
"Feierabend". Soll heißen: Wer die ausgewiesene Schotterstrecke
bis zum Schluß (Sveti Rok) durchfährt und nirgendwo abbiegt, der landet
irgendwann fernab der Küste in der Nähe der Autobahn A1 und hat demnach
zwei Alternativen. Entweder die gleiche Strecke retoure, oder aber auf die
Autobahn und wohl oder übel mit einem geringen Umweg wieder gen
Basislager.
- Zur Ehrenrettung muss man aber erwähnen das
wir erst gegen Mittag vom unserem Campingplatz aus gestartet sind, denn am
Vormittag hatten wir die Anreise entlang der Küste beginnend in Senj. Ich
vermute mal das wir bei längerem Suchen sicherlich noch mehr Wege mit losem
Untergrund gefunden hätten. Insofern möchte ich jedem anraten sich selber
auf die Suche zu machen und mir bitte davon zu berichten!!
SLOWENIEN:
Slowenien bleibt für mich als
Reiseziel immer wieder die Erste Wahl. Landschaftlich ein echtes Kleinod mit
ausgeprägtem alpinen Charakter und somit für Motorradfahrer ein echter Genuss.
Das Thema Endurostrecken in Slowenien ist aber weniger ergiebig als z.B. in
Kroatien. Zum einen ist Slowenien nicht so weitläufig und ursprünglich wie
Kroatien und zum anderen habe ich das Gefühl das die Slowenen schon darauf
achten wo man durch die Natur fahren darf. So taucht im Internet z.B. immer
wieder das Foto auf, welches die Auffahrt zum Stol ganz klar reglementiert und
hier in Deutschland auch eindeutig als Verbotsschild akzeptiert würde. In
Slowenien fahren die Einheimischen jedoch auch diese Strecke und somit fällt
die Hemmschwelle der meisten Endurofahrer direkt hinter dem Verbotsschild.
Alles sehr zweifelhaft und nicht wirklich beruhigend für das Gewissen.
Wir waren lediglich zwei Tage unterwegs, haben aber alle geplanten Strecken abgegrast. Unser Campingplatz in Kobarid war phantastisch. Ordentliche sanitäre Anlagen, eine illustre Kundschaft, direkt an der Soca gelegen und mit einer einmaligen Aussicht auf die umliegenden - den Campingplatz einschließenden - Berge! Super!
Fazit:
- Viele Geschichten zum Stol und Matajur im
Internet sind aus meiner Sicht deutlich übertrieben. Gleiches haben wir
auch schon für die Befahrung der Ligurischen Grenzkammstrasse
festgestellt. Die Befahrbarkeit ist auch für große Enduros in jedem Fall
sichergestellt. Das sich bei Reiseenduros mitunter eine andere Fahrweise
einstellt ist plausibel, aber befahrbar sind sie alle ohne Probleme! Der
Stol und auch der Matajur sind wunderschöne Strecken, die eine gewisse
Vorbereitung bezüglich des Streckenverlaufs benötigen, da sich häufig
Abzweige auftun, die möglicherweise eine Alternative darstellen. In
unserem Fall ist das auf dem Weg zum Matajur leider auch passiert. Passend
dazu sind einige Bilder aus meiner [Reise] FotoGalerie anzuschauen ...
- Die slowenisch - / italienische
Grenzkammstrasse kann getrost als durchweg geteert bezeichnet werden. Die
restlichen Offroadstücke sind im Verhältnis zur Gesamtstrecke nicht
sonderlich lang und ausgeprägt. Das eine Befahrung trotzdem Sinn macht
weil sie landschaftlich einfach wunderschön ist, möchte ich nicht
unerwähnt lassen.
- Das Internet gibt unseren Recherchen zu Folge
nicht mehr Strecken als die von uns getesteten Preis. Zumindest keine Strecken
die sich noch angemessen befahren lassen. Wer sich also in Slowenien mit
der Enduro aufhält, der wird aufgrund der Bekannheit beider Strecken gut
beraten sein, diese auch einmal zu fahren.
- Das GPS - Gerät hatte in Slowenien keinen
Nutzen für uns. Zu ungenau waren die Trackdaten und zu unverlässlich die
Wegefürung. Nun muss man aber wissen das wir auf unserem Leihgerät keine
topographische Karte hatten. Die Detailtreue um einen exakten Standort
festzulegen war also faktisch nicht vorhanden.